(Reisebericht Äthiopien)
Heute ist Sonntag! Da ‚bekriegen’ sich einige orthodoxe Pfarrer und Muezzins mit Gebrülle, Gesinge und vielen Watt Lautsprecherleistung seit 4 Uhr früh!
Diese Morgenstimmung hatte zwar auch irgendwie etwas, wenn man unter sternenklarem Himmel in der Morgendämmerung steht und das Erlebnis eines multiphonetischen Gesinges, Hahnengekrähes und Schafeblökes wahrnimmt. Aber bis Mittag durchgehend nerven diese Zwangsbeglückungen schon etwas.
Noch dazu, wenn ich sehe, wie brutal hier die Leute von dieser Klügel ‚dumm und unten’ gehalten wird. Die Leute sind sogar so devot, dass sie sich teilweise nichteinmal in den Kirchengarten wagen. IN die Kirche geht sowieso niemand. Die ist ausschlieslich den Priestern, dem Allerheiligsten und gut zahlenden Touristen vorbehalten.
Den Leuten wird sogar vorgemacht, dass man sich schwerst versündigt, wenn man ‚unrein’ diesen Garten betritt, wobei für Unreinheit bereits Sex in der Nacht davor oder ein Bissen essen reicht.
Primär die Äthiopierinnen scheinen anfällig für diesen Humbug zu sein. Die Masse vor den Toren ist weitestgehend weiß, da Sonntags zum Kirchgang sich die Frauen weiße Tücher um Kopf und Oberkörper wickeln.
Gestern durfte ich etwas in die Denkwelt einer (tief?)religiösen Äthiopierin blicken: Für uns unvorstellbar und unverantwortlich, was diesen Menschen an Fehlinformationen, Ängsten und Hass eingepflanzt wird!
Es werden sogar im (Staats-) Fernsehen Menschen mit hornartigen Anomalien gezeigt, von denen gesagt wird, dass das Hörner sind als Strafe, weil sie das Heilige Brot unrein aufnahmen …
Auch sind die Menschen überzeugt, dass man durch solch ein ‚Vergehen’ die Zunge verlieren kann und ähnlichen Unsinn! 😦