Weitere Äthiopische ‚Absonderheiten’

14. Februar 2011

(Reisebericht Äthiopien)

Die Hauptsprache in Äthiopien ist Amharisch. Das amharische Alphabeth hat 380 Zeichen, die sich daraus ergeben, dass sie keine bzw. Vokale nur in Verbindung mit den Konsonanten kennen, z.B. je ein Zeichen für ha, ho, hi, he, etc. Dadurch werden allerdings auch die Worte und Texte kürzer.


Auch der Wortschatz ist sehr reduziert, wie bei den meisten afrikanischen Sprachen. So gibt es in Amhamrisch für Knopf, Schlüssel, Riegel und zugesperrt nur ein Wort. Oder was noch lustiger ist, ein und dasselbe Wort für Lastauto, Nähmaschine und Pkw oder nur ein Wort für Handy und Bienenstock, was ungefähr ‚leere Schachtel‘ bedeutet.
Die Leute sind sehr gläubig und sind ungefähr zu gleichen Teilen Moslems und Christen.
Wer sich von unseren Kirchen vielleicht soweit einlullen ließ, dass er meint die Kirche hätte sich geändert, wäre liberaler geworden, dem kann ich nur eine Äthiopische Predigt ans Herz legen.
Da wird gewettert, gedonnert und mit dem strafenden Gott gedroht wie zu unseren besten Mittelalterzeiten.
Für mich gehen die Kirchen eben immer genau so weit, wie es sich die jeweilige Gesellschaft gerade noch bieten lässt …
Hand in Hand mit dieser Religiosität geht natürlich eine seltene Prüderie. Ich hab hier noch kein Busserl, geschweige denn eine Umarmung oder einen Kuss gesehen. Dafür gehen Frauen und Männer unter sich zwangloser miteinander um, als bei uns.
Wunderschön, um nicht zu sagen paradiesisch finde ich, dass überall auf den Straßen Tiere herumlaufen, liegen oder grasen. Ein Esel mit einem Hund bot so ein Bild der Verbundenheit, dass ich mir gar nicht erklären konnte, was die beiden so zusammenhielt.
Selbst die Vögel sind hier zutraulicher als bei mir zu Hause. Ich hab noch nie soviele Vögel, selbst Greifvögel so nahe gesehen, außer vielleicht im Winter, wenn wir ein Futterhäuschen vors Fenster stellen.