Viiiiiiel zu viel …

25. Februar 2011

(Reisebericht Äthiopien)

… Zucker und Süßes essen wir, fällt mir auch jetzt wieder hier in Äthiopien auf.
Es ist kein Zufall, dass diese Menschen Zähne wie Perlen haben. Sie essen praktisch überhaupt nichts Süßes, nehmen bloß diese Winztässchen schwarzen, ursüßen Kaffees zu sich.
Durch dieses 3x tägliche Inschara mit diversen Saucen ist die äthiopische Geschmacksnote weit weg von süß und eher säuerlich bis scharf.
Die Zeiten der gesunden Zähne scheinen mir aber bald vorbei zu sein. In allen Shops und Cafe’s ‚lauern’ bereits die kitschig bunten Zucker- Lollies und Limonaden.
Es mutet irgendwie absurd an, wenn man in einem Cafe sitzt in dem alle Gäste frische Juice (=smoothies) trinken, die Regale aber voll mit bunten Limoflaschen sind. Doch jeder Kaufmann weiß, dass man genau so, Neues einführt …
Für mich, der ich zu Hause sehr ‚brav’ roh esse war es dennoch ein gutes Lehrstück hier, dass man ohne all das viele Süße sehr gut und ganz unzweifelhaft gesünder leben kann.
Ich werde meine vielen süßen Roh- Schokos, Kakaos, Drinks, Cremen und Muse als Dessert oder Zwischenmahlzeit sicherlich drastisch einschränken. Zudem ich neben meiner österreichisch süßen Sozialisation ja auch den psychischen Hintergrund von Süßhunger kenne. Den verrat’ ich hier aber nicht! 😉
Bei den green smoothies war ich durch kontinuierliches Erhöhen des Grünanteils bereits auf dem bestem Weg …

 


Bösdenker und Angstmacher

25. Februar 2011

(Reisebericht Äthiopien)

Ein schwieriges Thema!
Es gibt tatsächlich ‚böse Mächte’ auf dieser Welt. Zwar nicht willentlich böse, doch auf einer Entwicklungsstufe, auf der sie die Tragweite ihres Tuns nicht erkennen und anderen schaden können. Daran gibt’s keinen Zweifel.
ABER! Dieses Weltbild kann man sich auch selber enorm verschärfen, um nicht zu sagen verdüstern, indem man über alles und jeden böse denkt und sich vor allem und jedem fürchtet.
Ich werde hier in Äthiopien ständig auf diese Tatsachen mit der Nase gestoßen.
Einerseits gibt’s hier eine Unzahl an furchtbaren Mord- und Raub- Geschichten, sowohl von den Äthiopiern selber, als auch von meinen Begleitern. Andererseits stellen sich mir diese Leute als ganz entzückend und selten zuvorkommend dar.
Natürlich fällt man hier als Weißer auf. Aber gestern staunte ich schon sehr, als ich im Gedränge eines großen Marktes durch mein zu langes Herumgeblödel meinen Begleiter aus den Augen verlor. Ich war noch nicht bei der höchsten Stelle, von der aus ich mir einen besseren Überblick erhoffte, angelangt, zupfte mich auch schon eine Frau am Ärmel und deutete mir, ihr zu folgen. Sie flitzte nur so durch die Menge und schon stand ich vor’m Verlorenen …
Oder mein Begleiter hatte Streit und setzte sich etwas geknickt in einen Kaffeehausgarten. Innerhalb weniger Minuten sagten zwei fremde Frauen im Vorbeigehen ‚Nicht denken’, was so ungefähr unserem ‚Mach Dir keine Sorgen’, ‚Sei nicht traurig’ entspricht.
Auch sind alle besseren Häuser und Hotels mit vergitterten Eisentüren und Fenstern bestückt, was sicherlich niemand just-for-fun macht. Es dürfte also doch eine relativ hohe Kriminalitätsrate geben.
Auch bei div. Käufen und Abschlüssen, beim Wechselgeldrausgeben, etc. wird man ständig übers Ohr gehauen.
Ich erkenne aber selbst dahinter eine gewisse Ehrlichkeit. Denn a) sie sind nun mal überzeugt, dass alle Weißen Geld im Überfluss haben und b) wenn man mal alle Tricks gelernt hat und genau genug fragt oder bestellt geht es sehr wohl relativ ehrlich zu.
Eine, um den ‚Weißen- Aufschlag’ zu vermeiden, vorausgeschickte Äthiopierin hatte beim Preisaushandeln für eine Bootsfahrt übersehen dezitiert nach ‚gesamt oder pro Person’ zu fragen. Obwohl der Gesamtpreis im Vergleich mit anderen Dienstleistungen angemessen gewesen wäre, haben diese Schlitzohren – natürlich erst NACH der Fahrt – nachdem sie 2 Weiße ausgemacht hatten, sofort auf ‚pro Person’ umdisponiert und brachten es mit der Verhandlerin sogar bis zur Polizei, die sich ‚natürlich’ auch auf die Seite der Bootsvermieter schlug, zumal diese von spendierfreudigen Amis Belege aufgehoben hatten und vorwiesen 😉
Viele Warnungen und auch viele Vorfälle aber, die ich miterlebt habe, stellten sich mir als blöde Harmlosigkeiten dar, die auch bei uns passieren könnten.
Mir wurde z.B. erzählt, dass ein Weißer völlig unerwartet und grundlos in der Menge einen Schlag gegen die Schulter bekommen hätte. Als mich kürzlich so ein armer Testosteron- geplagter Bursch anrempelte, jubelte dieser Erzähler gleich ‚Na siehst Du, so ausländerfeindlich sind die!’. Nur, ich kenn soetwas von unseren div. Volks- und anderen Festen auch. Ist zwar nicht schön, haut mich aber nicht um …
Ähnlich eine Geschichte, die auch so einem Schwarzmaler passierte. Wir sitzen in einem Lokal, er an der Wand, die unten löchrig ist. Plötzlich trifft ihn etwas am Fuß, er erschrickt, tritt sofort mit dem Fuß ins unbekannte Draußen und ist sich sicher, dass jemand mit einem Stock nach ihm gestoßen habe.
Letztlich stellte sich heraus, dass draußen auf der Straße Buben Fußball spielten und dieses kleine ‚Fetzenlaberl’ aus Autoreifenstreifen war zufällig durch das Loch geflogen und am Fuß abgeprallt.
Man sollte sich also schon vorsehen und immer auf der Hut sein, sich aber nicht unnötig verunsichern lassen. Schließlich sind wir ja auch nicht auf der Nudelsuppe dahergeschwommen und um uns reinzulegen, muss man schon relativ früh aufstehen … 😉
Hätten wir auf die Warnungen einer Einheimischen hier gehört, wäre uns die schönste aller Wanderungen entgangen. Diese Städterin hatte einfach Angst vor der Landbevölkerung und hielt diese für Diebe und Halsabschneider. Dabei wurden die, je weiter wir rauskamen immer herzlicher und kindlicher und die Gegend immer paradiesischer.
Dort leben die Menschen noch so wie ich es in ‚Geburtsrecht 1‘ dargestellt habe. Die Menschen haben einige tausend Quadratmeter Grund der sie ernährt und erhält. Zwar einfach, aber – für mein Auge und Gefühl zumindest – selten harmonisch und paradiesisch. So offene Gesichter, so klare Augen, so lustige Kinder und so würdige Alte hab ich selten noch irgendwo gesehen.
Selbst die Kühe und Kälber kommen dort dazu, wenn sich ein paar Leute zusammensetzen. Oder wenn sich Kinder mit ein paar Ziegen oder Schafen als Schmusetiere zusammenknuddeln und die sich das wohlig gefallen lassen, dann hat das schon was …