Ich bin wie ich bin

30. September 2011

Das klingt ja recht unverfänglich und vernünftig, wirst Du vielleicht sagen.
Ja, tatsächlich! Wir sollen ja auch lieb zu uns sein und unser Sein achten. Denn wir können nur lieben, wenn wir uns selbst lieben, können Fremdes nur annehmen, wenn wir uns selber annehmen …

DOCH: So wunderbar uns eine meiner Lebensprämissen durch’s Leben führt bzw. es unvergleichlich einfach macht, nämlich Erich Frieds: ‚Es ist wie es ist (sagt die Liebe)‘, so fatal kann es sein, wenn wir sie auf uns selber anwenden. Eben im oben genannten ‚So bin ich nun mal‘- Sinne.

Denn, gucken wir genau hin, sind wir ja nicht zufällig das was wir sind!
Wir sind das Produkt unserer Genetik, unserer Erziehung, unserer Sozialisation, das Produkt von unseren Erlebnissen, Erfahrungen, von Werbeeinflüsterungen, von Aufgeschnapptem. Mit einem Wort, wir sind mehr unbewusst Aufgenommenes als von uns selber Gewolltem und Gestaltetem, wir sind meist mehr fremd- als selbstgestaltet.
Unser enormes Potential aber, liegt in der Tatsache, dass wir alle Götter sind, denen alles möglich ist. Wir sind schöpferische Wesen, können gestalten und erschaffen.
Warum also nicht auch uns selber gestalten?
Warum uns (fremd-) gestalten lassen?
Warum es beim alten Fremdgestalteten belassen?
Warum anderer Einflüsse höher halten als unsere eigenen Ideale?

Natürlich sind auch unsere ‚eigenen‘ Vorstellungen und Ideale auch wieder ’nur‘ Produkte, die von anderen bereits entwickelt oder weiterentwickelt wurden, sind Produkte einer langen Kette von Erkenntnissen, Veränderungen, etc. anderer.
Natürlich sind wir Wesen und Produkte unserer Zeit, dieser Gesellschaft und unserer Geschichte.
Und das ist auch gut so und überrascht und beschenkt uns immer wieder auf’s Neue.

Bloß ein passives ‚Tja, so bin ich eben‘ ist eine nur allzu bequeme Hängematte und Ausrede nichts tun zu brauchen. – Und missachtet unsere wunderbaren Möglichkeiten und ist unverantwortlich anderen gegenüber. Denn auch sie freuen sich über Neues, Überraschendes, über Fortschritte.

Also, was nun? Ist alles gut wie es ist oder sollen wir alles ‚auf den Kopf stellen‘ und uns völlig neu erschaffen?
Sollen wir das Sein genießen wie es ist oder ständig rumhampeln und strampeln?

Es ist tatsächlich alles gut wie es ist. Aber nur, weil unendlich viele Mitwesen und Generationen sich ihrer schöpferischen Kräfte bewusst waren und sind, sich ihrer bedienten und bedienen und uns damit beschenkten und immer noch tagtäglich beschenken!
Auch wir sollten uns an unseren Gestaltungsmöglichkeiten erfreuen, uns weiterentwickeln und damit unsere Mitwelt erfreuen …
Nicht zuletzt erfreuen wir damit ja auch uns selbst. Da wir nur so unsere ureigenste Schöpferkraft ausleben.
Denn so zu bleiben wie man ist, ist Stillstand und Stillstand ist Tod.
Lebendiges Leben aber ist stetige Veränderung, ist im Fluss, ist Bewegung, ist Lernen, ist Neuerschaffen …
Oder umgekehrt gesagt: Wer sagt ‚So bin ich eben‘, ‚Das kann ich nicht‘ unterschätzt sich, wirft all sein Gott- Sein über Bord und lebt ‚auf Sparflamme‘.

Nicht zufällig heißt es bei Goethe ‚Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen‘ (sagen die Götter).