Kinderleid, Kinderfreud

5. Februar 2012

Kürzlich, genauer gesagt nach dem Artikel ‚Mangeldenken‘, überrollte mich förmlich eine Welle der Empörung und des Unverständnisses.
Ich wurde so verstanden, dass Tiere liebevoller mit ihren Jungen umgehen, als Menschen- Eltern mit ihren Kindern.
Natürlich will das keine Mutter, kein Vater so hinnehmen.
Natürlich will niemand seine Eltern so ‚runtergemacht‘ sehen.
Ich verstehe das gut.
Doch es ist so! 😉

ABER, und deshalb wagte ich auch, es zu schreiben, nicht aus Böswilligkeit, sondern aus Unwissenheit. Ja, nichtmal aus wirklicher Unwissenheit, sondern aus einem ganz perfiden Selbstverständnis heraus, in dem wir alle stecken. Einen Aspekt dieses unseres Selbstverständnisses stelle ich heute dar:

Wir halten es für das Normalste der Welt, dass Zeit vergeht und teilen diese gedachte Zeitlinie in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Für einen Außenbetrachter wäre es noch verständlich und nützlich Geschehnisse nach dieser Zeitachse zu ordnen. Für die ‚bewegten Wesen selber‘, also für uns, für jeden Einzelnen ist das völliger Unsinn!
Wir können nur im Hier und Jetzt wirklich leben und erleben. Alles davor ist ein Erinnern. Alles danach ist ein Fantasieren. Beides passiert im Kopf und ist kein Erleben!
Oder wie es der Dalai Lama ausdrückte:

‚Es gibt nur zwei Tage im Jahr an denen man nichts tun kann.
Der eine ist gestern, der andere ist morgen.
(Das bedeutet dass heute der richtige Tage ist zum Lieben und Leben)‘

Genauso, wenn nicht sogar noch authentischer und direkter sieht oder besser gesagt erlebt das jedes Tier und jedes Kind, die natürlich mit solch zivilisierten, um nicht zu sagen verkopftenen Hirn- Konstrukten noch nichts anfangen können. Das heißt, jedes Kind fühlt sich in jeder Sekunde, in jedem Augenblick normal. Es ist immer ok, so wie es ist.
Und was hört es von seinen Eltern?
‚Das musst Du noch lernen‘, ‚Was willst Du denn einmal werden?‘, etc.
Die Eltern sind sozusagen die Außenstehenden, die wissen, dass das Kleine mal ein erwachsener Mensch werden wird und ein tüchtiger Mensch werden sollte.
Natürlich agieren sie nur wohlmeinend, natürlich sehnen sie schon jeweils die nächste Leistung des Nachwuchses herbei.
Auch wissen sie natürlich um die nächsten Entwicklungsschritte und können deshalb nicht wirklich und ehrlich überrascht werden von den Kindern und verhalten sich dementsprechend ‚Begeisterungs- reduziert‘. Sie eilen sozusagen dem Kind immer voraus. Das Kind ist immer hintennach und damit genügt es nie, ist immer frustriert.

Die einzige Lösung wäre, wenn auch die Eltern lernen würden absolut im ‚Hier und Jetzt‘ zu leben. Also von den Kindern lernen würden … 🙂