Unbewusste Paradies- Erinnerungen

28. Oktober 2013

“Verlieren Sie 20 kg in 3 Wochen!”

“20% Rendite, bei 0% Risiko!”

“Falten weg in nur 7 Tagen!”

Hast Du Dich auch schon mal gefragt, was an solchen Versprechen wirklich dran ist?

Auch, wenn unser Verstand eine gesunde Skepsis dagegen verspürt … Der Gedanke, etwas ohne große Anstrengung zu erreichen, übt einen sehr großen Reiz auf uns aus. Vielleicht bist Du ja auch schon einmal schwach geworden und hast es einfach mal ausprobiert.
Fast jeder ist wohl irgendwann schon mal auf so eine falsche Versprechung reingefallen. Denn unsere Sehnsucht nach magischen Abkürzungen ist einfach sehr groß.
Doch warum ist das so?

Vor kurzem habe ich ein altes Sufi-Sprichwort gelesen, das es für mich sehr gut auf den Punkt bringt:

Nugget„Falschgold existiert aus drei Gründen:

greenball Die Gier der Menschen ist sehr groß.

greenball Ihre Fähigkeit, zu unterscheiden, ist sehr klein.

greenballEchtes Gold existiert tatsächlich.“

Und irgendwie trifft es das.
Wir sind vielleicht nicht mehr gierig nach Gold. Aber im übertragenen Sinne nach vielen anderen Dingen. Wir sind gierig nach schnellen Ergebnissen. Nach Zeitersparnis. Nach „dem Besten“. Nach Abkürzungen zum Glück.
Der Autopilot wird gestellt auf Ergebnis Erfolg!

In einer Welt des Leistungsprinzips, in der alles und jeder miteinander verglichen wird, zählen am Ende hauptsächlich Ergebnisse. Das wurde uns so ‚eingeimpft‘.
Und das hat ja durchaus auch seine Vorteile. Denn Ergebnisse sind im Vergleich einfach der objektivste Maßstab. Wenn wir uns am Ergebnis orientieren, brauchen wir keine anderen Informationen mehr, wir sparen also wertvolle Zeit.

So zu denken und zu handeln birgt allerdings auch Gefahren. Denn wenn wir uns nur an Ergebnissen orientieren, wird unser Denken eindimensional und oberflächlich. Wir betrachten die Informationen dahinter nicht mehr genau. Das ist gewissermaßen wie ein Denk-Autopilot: „Stimmt das Ergebnis, ja oder nein?“ Und das kann schnell zu einem Schwachpunkt werden, da Ergebnisse sich teilweise sehr leicht beeinflussen lassen. Wir lassen uns deshalb viel leichter täuschen, wenn wir die Dinge nur noch aus dieser einen Warte betrachten. Wenn wir uns also nur nach Ergebnissen richten, laufen wir große Gefahr, „Falschgold“ hinterherzulaufen.

Wenn wir uns dieses Denken angewöhnen, birgt es außerdem die Gefahr, dass Ergebnisse schnell zu unserem einzigen Maßstab werden. Und leider nicht nur zu unserem Maßstab bei Finanzprodukten, Antifaltencremes oder Diäten, sondern eben auch zum Maßstab für andere Menschen oder für uns selbst.
Wir wollen immer mehr Gold!

Die Orientierung an Ergebnissen geht nicht ganz spurlos an uns als Menschen vorbei. Wir vergleichen uns selbst ständig. Wir messen uns selbst an Ergebnissen. Die Ansprüche an jeden Einzelnen von uns werden dadurch sehr viel höher. Jeder möchte am liebsten erfolgreich, schlank, reich und sexy sein. Es entsteht ein Gefühl, immer mehr in immer kürzerer Zeit erreichen zu müssen. Und das macht solche Versprechen wie oben, dann für uns einfach sehr attraktiv.
Mal eben die Creme gegen Cellulite draufschmieren, statt langfristig Sport zu machen.
Mal eben die Vitamintablette nehmen, statt täglich Obst und Gemüse zu essen.

So hoffen wir, dem Anspruch an uns selbst, vielleicht doch noch genügen. Deshalb wollen wir solche Abkürzungen.

Wenn die Faltencreme wirklich helfen würde, wäre es ja unsinnig, sie nicht zu nutzen. Wenn Sie wirklich 20 kg in 3 Wochen verlieren könnten, ohne dabei Ihrer Gesundheit zu schaden, warum nicht?

Aber leider gibt es solche Abkürzung in der Realität eben nicht oder nur sehr, sehr selten. Viele solcher Versprechungen haben eben noch eine Kehrseite. Einzig unser starker Wunsch danach, es möge funktionieren, lässt uns daran glauben. Der uralte Wunsch des Menschen nach einem „Stein der Weisen“, der unedles Metall zu Gold verwandeln kann, lässt uns da manchmal sehr irrational handeln. In den meisten Fällen wird man dann enttäuscht und ist frustriert, weil der schöne Traum von der Abkürzung nicht funktioniert hat.

Deshalb wäre selbst regelmäßig zu hinterfragen:

In welchem Bereich würdest Du selbst immer am liebsten eine Abkürzung nehmen? Bei welchem Thema bist Du dafür besonders anfällig?
Wo schaust Du eigentlich immer nur auf die Ergebnisse?
Wo solltest Du vielleicht auch öfter mal hinter die Kulissen schauen?
Wo läufst Du eventuell „Falschgold“ hinterher?

Trau den Ergebnissen nicht blind! Denn davon lassen wir uns locken und leicht täuschen. Guck öfter auch mal hinter die Kulisse, denn so erhöhst Du die Wahrscheinlichkeit keinem Falschgold hinterherzujagen.