Ich weiß es nicht, ist etwas in meiner Kindheit ‚passiert‘, ist es meine nicht immer angenehme gesellschaftliche Isolation durch mein Anderssein oder geht es ohnehin jedem so. Ich kann Filme, bei denen eine Person zu unrecht verfolgt wird oder völlig isoliert ist, fast nicht ansehen. Mir geht das so nahe … Soetwas ist so schrecklich …
Deshalb war ich kürzlich auch völlig ‚fertig‘, als ich lesen musste, wie mit Julian Assange verfahren wird.
Wir wissen ja alle, was wir dem investigativen Journalisten und WikiLeaks- Begründer Assange an Sauerei- Aufdeckungen dieser angeblich so korrekten Staaten und Institutionen zu verdanken haben.
Solch einen Mann derartig zu verfolgen, zu behandeln, zu inhaftieren, anstatt ihm zu danken, ihn auszuzeichnen, ist ja schon unglaublich. – Und das alles in ausschließlich vorgeblich demokratischen Staaten!
Ein paar Zeilen eines Prozessbeobachters (Alexander Johannsen) aber ließen mir die Tränen rinnen:
… Julian Assange, Journalist und Publizist, sitzt seit nun sechs Monaten im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh bei London, gemeinsam mit Mördern und Terroristen. Er wird 23 Stunden am Tag isoliert, darf gerade mal in der restlichen Zeit – unter strengster Bewachung – etwas Sport treiben.
Zugang zu Computern oder Unterlagen, womit er sich auf einen Prozess, bei dem nicht weniger als sein Leben auf dem Spiel steht (in den USA droht ihm ein Schauprozess und in weiterer Folge 175 (!) Jahre Haft) vorbereiten könnte, hat er keinen. Besucher darf er nur zwei pro Monat empfangen, er hat nur 30 Minuten pro Tag für (überwachte) Anrufe zur Verfügung, muss dabei mit Mithäftlingen um das Telefon konkurrieren. An ihn gerichtete Briefe erhält Assange unregelmäßig, zuletzt mit dreimonatiger Verzögerung … Zum Abschluss [der Anhörung] wird Assange routinemäßig gefragt, ob er alles im Gerichtssaal Besprochene verstanden habe. Dieser antwortet jedoch ganz und gar nicht routinemäßig, sondern höchst besorgniserregend: „Nicht wirklich. Ich kann nicht klar denken.“ Er führt über seine skandalöse Situation aus. „Ich habe nicht einmal Zugang zu meinen Schriften, während sich diese Supermacht [die USA] seit zehn Jahren mit uneingeschränkten Ressourcen vorbereiten kann. Ich weiß nicht, wie das fair sein soll.“ Assange spricht mit leiser Stimme, macht viele Pausen, tut sich sichtlich schwer. In einem Brief aus dem Gefängnis Ende Mai schreibt er: „Die US-Regierung bzw. die bedauerlichen Kräfte, die Freiheit, Gerechtigkeit und die Wahrheit hassen, möchten eher per Betrug meine Auslieferung und meinen Tod herbeiführen, als dass die Öffentlichkeit die Wahrheit erfährt, für die ich die höchsten Journalismus-Auszeichnungen erhalten habe und siebenmal für den Friedensnobelpreis nominiert wurde.“ Und: „Die Tage, an denen ich lesen und sprechen und mich organisieren konnte, um mich, meine Ideale und meine Leute zu verteidigen, sind einstweilen vorbei, bis ich wieder frei bin. Ihr alle müsst meinen Platz einnehmen.“ |
Das aber ist nur EIN Beispiel, wie in ‚unseren‘ Staaten mit Andersdenkenden umgegangen wird!
Sorry, wollte nur mal wieder daran erinnert haben, ob Eure – verzeiht mir bitte, wenn ich Euch unrecht tu‘ – Hamsterräder, Shopping- Touren und Handy- Wischereien wirklich um soviel wichtiger sind als Zivilcourage und Menschlichkeit …