Am Hühnerhof

29. Oktober 2022

‚Hast Du vielleicht eine grad‘ brütende Henne?‘ fragte der Jaga- Jokl den alten Wieser, zu dem er auf seinem Heimweg aus den Bergen einen kleinen Umweg gemacht hatte.
‚Ja, meine Fleißigste sitzt grad wieder auf einem ganzen Schippl Eiern‘, erwiderte dieser.
‚Na, dann kommt’s ihr auf ein Ei mehr sicher auch nicht an‘, griff der Jokl in seine Jackentasche und übergab dem Hühnerhalter ein Ei. ‚Mir ist es gleich verdächtig vorgekommen als ich heut morgen einen Schuss gehört hab. Und als ich oberm Adlernest vorbeigekommen bin, sah ich auch schon die Bescherung. Hat doch tatsächlich so ein Idiot einen unserer letzten Adler abgeschossen! Doch dieses Ei lag noch im Nest‘.

Schon ein paar Tage später stolzierre eine selbstbewusste Hühnermutter über Wiesers Hühnerhof. Sieben gelbe und ein braunes Küken hinter ihr, die sie in allem eifrig nachahmten.
Der kleine Adler war überzeugt ein Huhn zu sein bzw. verschwendete natürlich keinen Gedanken an seine Herkunft, sein Andersaussehen, sondern tat was alle taten: Der Henne nachlaufen, wie sie zu scharren, zu picken, den Blick flach auf den Boden und in der Schar zu halten und möglichst schnell dorthin zu laufen wo es nach Essen aussah.

Irgendwann, war es ein flüchtiger Schatten, war es Zufall, blickte der kleine Adler nach oben und gewahrte einen hoch über dem Hühnerhof kreisenden Adler.
‚Was macht das Huhn da oben?‘, fragte er seine Mutter.
‚Das kann kein Huhn sein, Dummerchen. Denn wir fliegen nicht, wir scharren!‘.
‚Sag, wieso fliegen wir eigentlich nicht? Wir haben doch Flügel‘, fragte er eine der Junghennen, bekamm aber außer einem verständnislosen Blick keine Antwort.

Machten es die ungenügend beantworteten Fragen, machte es die nun geweckte Sehnsucht nach unendlichen Weiten … Der junge Adler verwandte ab nun viel Zeit um mit den Flügeln zu schlagen und immer höhere Luftsprünge zu wagen. Irgendwann, er schaffte mittlerweile kleinere Gleitflüge im Hof spürte er plötzlich diese tragende Kraft unter seinen Flügeln, der er sich bloß zu überlassen brauchte. Ein gütiger Windhauch trug in hoch, immer höher. Er spürte, wie er sich kreisend bloß hochtragen zu lassen brauchte. Sein Herz klopfte wie nie zuvor. Und bald befand er sich hoch, auf Augenhöhe mit der Sonne und den Bergen, tief unter ihm, winzig klein sah er den einst so großen Hühnerhof wie einen Splitter in der Unendlichkeit, die ihn nun förmlich berauschte. Er flog immer neue Routen, erlebte immer Unglaublicheres, Wunderbareres und glitt wie von alleine in ein freies Adlerleben.

Irgendwann führten ihn seine Kreise wieder einmal über den Hühnerhof seiner Kindheit. Er beobachtete das Gescharre dieser kleinen Welt da unten, bekam Mitleid mit seinen früheren Genossen, glitt langsam kreisend immer tiefer, um schließlich im Hof zu landen um den Hühnern begeistert von seinen Abenteuern, von dieser wunderbaren Weite und hier ungeahnten Möglichkeiten zu erzählen. Doch erst erschraken die Hühner und liefen ängstlich vor ihm davon, dann horchten einige wenige verständnislos und nur kurz zu, während das Gro mit Blick auf dem Boden weiterscharrte. Als der alte Wieser seine vergammelten Essensreste und anderen Müll über den Zaun des Hühnerhofes schüttete, war es schlagartig mit allem Interesse für des Adlers Erzählungen vorbei. Alle liefen, als handelte es sich um seltene Kulinar- Exklusivitäten zu den Abfällen. Der Adler erhob sich wieder in die Lüfte, wusste, dass das nun nicht mehr seine Welt war und die Hühner gackerten zwischen ihrem Abfall- Gekratzen kurze: ‚Der war schon immer komisch‘, ‚Der hat doch einen Dachschaden‘, ‚Größenwahnsinniger Spinner‘ …

Einmal noch, überkam den Adler Mitleid mit denen da unten im staubigen Hof, inmitten des grünen Landes. Er besuchte abermals den Hühnerhof und flüsterte dem Hahn, der ihm damals am nächsten stand verschwörerisch zu: ‚Sieh mal, wir sind doch Geschwister, haben beide Federn und Flügel. Auch Du könntest fliegen, Komm mit mir, ich zeig Dir wie herrlich Freiheit ist‘. Doch er merkte, wie der Hahn gar nicht richtig zuhörte sondern ständig nach irgendwelchen Hennen schielte …

Tja, irgendwann musste auch der Adler erkennen, dass man niemanden zu seinem Glück überreden oder gar zwingen kann. Doch darin besteht auch die Gnade der Dummheit, dass die Unwissenden nicht ermessen können, was sie versäumen     
da sie die Alternative weder kennen, noch sehen können.


 
 
 


Achtung, Achtung!

25. November 2015

KarnevalshuhnVielleicht ist das bloß ein weiteres Indiz, vielleicht eine wunderbare Kasperliade, vielleicht auch schon der letzte Tropfen bzw. ein ernsthaftes Anzeichen, dafür, dass diese Gesellschaft kurz vorm Kippen in den absoluten Wahnsinn steht …
Hier die neueste Errungenschaft, die vermutlich bald von der EU zur Allgemeinpflicht erhoben werden wird.
Ach, was red‘ ich denn!?
Schau Dir das einfach selber an!
Gib in Deine Suchmaschine ‚Warnweste‘ und ‚Hühner‘ ein! zwink

 

 

 


Fenster 21

21. Dezember 2012

21Was ist denn das!? Darf man nichtmal mehr so ein Kalender- Fensterchen öffnen ohne einen Schreck zu bekommen. Da gackert es drinnen! Aber nirgends sind Hühner zu sehen.
Eine junge Frau sitzt da auf einer Bühne, eine Gitarre in der Hand und gackert.
Ja, sie gackert melodiös! Sie gackert ein wunderbar harmonisches Lied.
So etwas hab ich noch nie gehört! Genauso müsste es klingen wenn Hühner Chöre, Hitparaden oder Kinderlieder hätten.
Kaum habe ich mich in diese ungewöhnlichen ‚Texte’ eingehört, ist sie auch schon fertig mit dem Hüherlied. Ein paar Akkorde auf der Gitarre, dann hebt sie neuerlich an.
Und wie!
Doch kein Gackern, keine Worte, keine Texte!
Herrlichstes Wolfsgeheul!
Ach, ist das herrlich!
Menschen singen tierisch!
Diese Fenster muss ich mir merken. Da halte ich noch öfter das Ohr dran …

 


REDE AN DEN KLEINEN MANN (5)

16. September 2012

Kleiner Mann, Du kannst nur die Liebe, die Arbeit, das Wissen, teilweise sogar das Glück anderer konsumieren, aus- und ab- schöpfen.

Doch Du kannst es nicht selber schöpfen. Du hast Deine Schöpferkraft vergessen, missachtet, vernichtet, getreten, in den Schmutz gezogen, in Deiner Kleinheit erstickt.

In Deinem kleinen Kopf wird jede Kunst zur Provokation, jede Neuschöpfung zu Unverständnis bis Unsinn, jede neue Erfindung zur Unmöglichkeit, ja sogar jede Liebesumarmung zu einem p*rnografischen Akt.

Du hast Deine göttliche Größe in Deiner Kleinheit erstickt.

Du bist ein Adlerjunges, das unter Hühnern aufgewachsen ist, das zu einem Huhn gemacht wurde. Du blickst nicht mehr aus majestätischer Höhe zu den lichten Horizonten sondern lugst und pickst im dunkelsten Tal nach läppischen Körnchen …
Du hast Angst Deine Fesseln zu verlieren, kleiner Mann …

Du, kleiner Mann stellst immer dieselben Fragen:

Mein Kind ist trotzig, lernt schlecht, ist krank, zerschlägt alles …
Meine Frau ist kalt, lieblos, zu beschäftigt, hat keine Zeit für mich, lässt sich von fremden Männern umschwärmen, quält mich …
Mein Chef ist ungerecht, unerbittlich, verlangt Unmögliches, presst mich aus, zieht andere vor …
Mein Job ist langweilig, schlecht bezahlt, anstrengend, stiehlt mir die Zeit zum Chillen …
Unsere Zivilisation, auf die ich so sehr setzte, entwertet mir mein mühsam Erspartes, lässt Kinder und Werte verlottern, lässt die Lebensqualität stetig sinken, gönnt uns trotz aller Friedensverträgen kein Monat ohne Krieg, morden, stehlen, verhungern …
Was soll ich tun?

Was soll man darauf noch antworten!?

Viele Große, kleiner Mann, haben Dir längst und immer wieder ihre Antworten gegeben, Lösungen vorgeschlagen.

Die allgegenwärtige Natur zeigt tagtäglich wie glückliches Leben in der Fülle möglich ist.

Doch Du, kleiner Mann, lässt das alles in Deiner Kleinheit nicht gelten!

All das musst Du ignorieren, abtun, in den Schmutz ziehen …

Alte Philosophen sind zu unmodern, große Dichter hatten eventuell ein Alkoholproblem, so mancher Komponist hatte mehrere Frauen, die Natur ist primitiv, und, und, und …

Das scheint das einzige Gebiet zu sein, in dem Du groß bist. Im Heruntermachen des Großen.

Du hast verlernt das Große zu sehen.

Du fokussierst fast manisch auf Nebensächlichkeiten. Nur um klein zu bleiben!

– Eine beeindruckende Leistung des Unbewussten …     😉

Du hast verlernt, das Lebendige in Dir zu spüren.

Du hast keinen lebendigen, freien Ausdruck mehr, keine natürliche Bewegung.

Du bist gelenkt von ‚Was wird Herr Mayer dazusagen?‘, ‚Was wird Frau Wagner über mich denken?‘
Du steckst in Deinem selbstgebauten Korsett der Gesellschafts- Konventionen fest. Ihnen gilt jeder Deiner ersten Gedanken.

Oft schon hattest Du die Wahl zwischen Großem und Deiner Kleinheit!

Du hattest die Wahl zwischen der Einfachheit Jesu und der zölibateren Priesterkaste Paulus. Du warst für die Kirche!

Du hattest die Wahl Dein Kind frei aufwachsen zu lassen, auf sein Sein, auf seine tiefe Weisheit zu vertrauen. Du hast es erzogen! Du hast es klein gemacht! Du hast es gefragt, was es werden will, ohne zu sehen, dass es bereits größer war als Du in Deiner Kleinheit.

Du hattest die Wahl zwischen der grausamen Inquisition und der Galileischen Wahrheit. Deine Entscheidung ‚ziert‘ jedes Geschichtsbuch!

Du hattest die Wahl andersartige Menschen zu verstehen oder sie durch Pharma- oder Elektroschock- Gewalt zu ‚biegen‘! – Und? Haben und schätzen wir ver-rückte Weise?

Du hast tagtäglich, Du hast sekündlich die Wahl! Und wieder und wieder votierst Du für Kleinheit, Enge, Grausamkeit!

Kleiner Mann, ich will, dass Du glücklich lebst, einen lebendigen, keinen erstarrten Körper hast, Deine Kinder im Sinne von freilassen, liebst, Deine Frau beglückst, anstatt sie ‚ehelich zu martern‘. Ich will, dass Du etwas bist und nicht Dich zu etwas ausbilden oder ernennen lässt.

Ich will dass Du bist!

Dass Du, Du bist!