REDE AN DEN KLEINEN MANN (5)

16. September 2012

Kleiner Mann, Du kannst nur die Liebe, die Arbeit, das Wissen, teilweise sogar das Glück anderer konsumieren, aus- und ab- schöpfen.

Doch Du kannst es nicht selber schöpfen. Du hast Deine Schöpferkraft vergessen, missachtet, vernichtet, getreten, in den Schmutz gezogen, in Deiner Kleinheit erstickt.

In Deinem kleinen Kopf wird jede Kunst zur Provokation, jede Neuschöpfung zu Unverständnis bis Unsinn, jede neue Erfindung zur Unmöglichkeit, ja sogar jede Liebesumarmung zu einem p*rnografischen Akt.

Du hast Deine göttliche Größe in Deiner Kleinheit erstickt.

Du bist ein Adlerjunges, das unter Hühnern aufgewachsen ist, das zu einem Huhn gemacht wurde. Du blickst nicht mehr aus majestätischer Höhe zu den lichten Horizonten sondern lugst und pickst im dunkelsten Tal nach läppischen Körnchen …
Du hast Angst Deine Fesseln zu verlieren, kleiner Mann …

Du, kleiner Mann stellst immer dieselben Fragen:

Mein Kind ist trotzig, lernt schlecht, ist krank, zerschlägt alles …
Meine Frau ist kalt, lieblos, zu beschäftigt, hat keine Zeit für mich, lässt sich von fremden Männern umschwärmen, quält mich …
Mein Chef ist ungerecht, unerbittlich, verlangt Unmögliches, presst mich aus, zieht andere vor …
Mein Job ist langweilig, schlecht bezahlt, anstrengend, stiehlt mir die Zeit zum Chillen …
Unsere Zivilisation, auf die ich so sehr setzte, entwertet mir mein mühsam Erspartes, lässt Kinder und Werte verlottern, lässt die Lebensqualität stetig sinken, gönnt uns trotz aller Friedensverträgen kein Monat ohne Krieg, morden, stehlen, verhungern …
Was soll ich tun?

Was soll man darauf noch antworten!?

Viele Große, kleiner Mann, haben Dir längst und immer wieder ihre Antworten gegeben, Lösungen vorgeschlagen.

Die allgegenwärtige Natur zeigt tagtäglich wie glückliches Leben in der Fülle möglich ist.

Doch Du, kleiner Mann, lässt das alles in Deiner Kleinheit nicht gelten!

All das musst Du ignorieren, abtun, in den Schmutz ziehen …

Alte Philosophen sind zu unmodern, große Dichter hatten eventuell ein Alkoholproblem, so mancher Komponist hatte mehrere Frauen, die Natur ist primitiv, und, und, und …

Das scheint das einzige Gebiet zu sein, in dem Du groß bist. Im Heruntermachen des Großen.

Du hast verlernt das Große zu sehen.

Du fokussierst fast manisch auf Nebensächlichkeiten. Nur um klein zu bleiben!

– Eine beeindruckende Leistung des Unbewussten …     😉

Du hast verlernt, das Lebendige in Dir zu spüren.

Du hast keinen lebendigen, freien Ausdruck mehr, keine natürliche Bewegung.

Du bist gelenkt von ‚Was wird Herr Mayer dazusagen?‘, ‚Was wird Frau Wagner über mich denken?‘
Du steckst in Deinem selbstgebauten Korsett der Gesellschafts- Konventionen fest. Ihnen gilt jeder Deiner ersten Gedanken.

Oft schon hattest Du die Wahl zwischen Großem und Deiner Kleinheit!

Du hattest die Wahl zwischen der Einfachheit Jesu und der zölibateren Priesterkaste Paulus. Du warst für die Kirche!

Du hattest die Wahl Dein Kind frei aufwachsen zu lassen, auf sein Sein, auf seine tiefe Weisheit zu vertrauen. Du hast es erzogen! Du hast es klein gemacht! Du hast es gefragt, was es werden will, ohne zu sehen, dass es bereits größer war als Du in Deiner Kleinheit.

Du hattest die Wahl zwischen der grausamen Inquisition und der Galileischen Wahrheit. Deine Entscheidung ‚ziert‘ jedes Geschichtsbuch!

Du hattest die Wahl andersartige Menschen zu verstehen oder sie durch Pharma- oder Elektroschock- Gewalt zu ‚biegen‘! – Und? Haben und schätzen wir ver-rückte Weise?

Du hast tagtäglich, Du hast sekündlich die Wahl! Und wieder und wieder votierst Du für Kleinheit, Enge, Grausamkeit!

Kleiner Mann, ich will, dass Du glücklich lebst, einen lebendigen, keinen erstarrten Körper hast, Deine Kinder im Sinne von freilassen, liebst, Deine Frau beglückst, anstatt sie ‚ehelich zu martern‘. Ich will, dass Du etwas bist und nicht Dich zu etwas ausbilden oder ernennen lässt.

Ich will dass Du bist!

Dass Du, Du bist!

 


REDE AN DEN KLEINEN MANN (4)

4. September 2012

Kleiner Mensch, Du hältst alles klein, um selber nicht so klein zu erscheinen.

Du machst alles Große klein, weil es Dir Angst macht und Dir Deine Kleinheit zeigt.

Du hältst alles Große von Deiner Welt fern.

Als Mutter sagst Du zu Deinem Kind: ‚Das ist nichts für Kinder‘.

Als Professor sagst Du: ‚Das ist nichts für seriöse Studenten‘.

Als Ehefrau sagst Du: ‚Was! Eine Entdeckung hast Du gemacht? Warum gehst Du nicht geldverdienen wie andere auch?‘.

Als Ehemann sagst Du: “Eine neue Idee? Als wären Frauen schon jemals Erfinder oder Entdecker gewesen. Mach uns lieber etwas zu essen‘.

Ich sage Dir, kleiner Mann, Du hast das Beste in Dir verloren. Deine Lebendigkeit und Zuversicht ans Leben. Du ermordest sie, wo immer Du nur kannst …

Sicherlich, die Natur, Deine göttliche, schöpferische Natur, lässt sich nicht immer unterdrücken. Auch Du hast in Deiner Kleinheit manchmal Ideen und Inspirationen. Doch Du wurdest klein gemacht. Deshalb tust Du sie ab. Deshalb hast Du nicht die Kraft und Ausdauer, sie weiter zu verfolgen. Deshalb zerrinnt Dir alles je kreativ Geschöpfte zwischen den Fingern. – Und bestätigt Dich damit abermals in Deiner Kleinheit.

Du wünscht Dir im Geheimen zwar Glück und vielleicht auch Größe. Doch Du hast Angst davor. Du wagst es nicht, etwas zu riskieren. Du wagst keine Herausforderung. Denn Du schätzt Dich gering.

Deshalb setzt Du auf Sicherheit, die es aber nicht gibt.

Du setzt auf Sicherheit, die Dir Schlaue vorgaukeln. Sicherheit, die Du kurzfristig bei anderen beobachten kannst.

Du kennst nicht den Mut des Aufrechten. Du fühlst Dich nur in der Herde, die von den Großen beliebig herumgetrieben wird, Du fühlst Dich nur unter Deinesgleichen, in Deinen vertrauten Gewohnheiten und Niederungen, wohl.

Dabei ist es auch für Große nicht einfach. Jede große Idee will erst einmal realisiert, umgesetzt, zur Marktreife gebracht werden. Das ist oft mühevoll und kostet Zeit und Energie.

Dazu aber haben die Großen auch noch den Gegenwind Deiner Kleinheit, Deines Misstrauens, Deiner Zweifel, Deiner Häme zu ertragen.

Doch wenn es geschafft ist, hast Du es immer schon gewusst, läufst sofort hin und musst es haben …

Deine Kleinheit und Deine Fähigkeit vorauszudenken reicht gerade mal für’s Konsumieren, kleiner Mann, kleine Frau.

Was aber tust Du, während die Großen arbeiten? Du siehst TV, Du spielst Karten und Videogames, Du säufst mit Kumpeln, Du tratscht mit Freundinnen, Du verhältst Dich klein. Du tust Dinge, die Dich klein halten, von denen selbst Dir klar ist, dass daraus nie Großes, Neues entstehen kann. Du hältst Dich klein. Du schlägst Deine Zeit tot. Doch Du bist nicht glücklich. Du wirst in Deiner Kleinheit nie glücklich sein. Denn Glück will erarbeitet, erlebt, nicht erbequemt, sein!

 


REDE AN DEN KLEINEN MANN (3)

2. September 2012

Kleiner Mann, Du bist auf große Menschen stolz. Aber nicht auf Dich!

Du bewunderst Stars, Prominente und Royals und missachtest Dich selber.
Mit der Energie der Großen, mit dem Schwärmen und Bewundern dieser, überdeckst Du Deine eigene Kleinheit.

Du bist es, der sich klein macht!

Du bist Dein eigener Sklaventreiber! Du vergötterst die, die Dich ausbeuten.

Du ziehst den Hut vor Generaldirektoren, Generälen und Regierungsmitgliedern. Vor genau den Menschen, die Dich unterdrücken und ausbeuten.

Wer also ist der Sklaventreiber? Du selber oder sie, die bloß nicht ablehnen, was ihnen an Bewunderung entgegenbrandet?

Aus diesem Kreis kann nur einer Dich befreien: Du selber!
DU musst diesen unseligen Kreislauf durchbrechen.

Du musst Dich lieben und annehmen!

Das kann Dir niemand abnehmen.

Du, kleiner Mensch bist klein, weil Du klein gemacht wurdest und machst alle und alles klein.
Große Menschen müssten sich Dir anpassen, müssten Dir nach dem Mund reden, um von Dir akzeptiert zu werden. Denn mehr als Dein kleines Denken ist für Dich nicht vorstellbar. Deshalb wird alles Neue und Große ersteinmal lächerlich gemacht, verhöhnt, bezweifelt, bekämpft, ignoriert …, einfach klein gemacht.

Würde sich aber solch ein Großer tatsächlich an Deine Kleinheit anpassen, wäre er  nicht mehr groß!

Denn Dein Sinn, Dein Tun, Dein Denken ist klein. Solche Menschen kannst Du akzeptieren und schulterklopfend annehmen. So versuchst Du Große klein zu machen, um nur ja ewig in Deiner Kleinheit verbleiben zu können.

Kleiner Mann, Du bist ein Herdentier, ein Gewohnheitstier.

Jede Veränderung macht Dir Angst, weil Du Dich nicht schätzt. Weil Du Dir nichts zutraust.

Dieses ewige Wiederholen des Vertrauten und Bekannten ist Deine Welt. Ihr müsste sich alles beugen und anpassen.
Jede Abweichung wird bekämpft. Du willst klein bleiben …

Andererseits kannst Du auch niemanden akzeptieren der Dein Freund ist, da Du Dich selbst nicht achtest.

Sollte sich also ein Großer Dir anpassen um das Große im trojanischen Pferd der Anpassung zu Dir, in Deine Welt, zu bringen, lehnst Du ihn samt seiner Ideen erst recht ab. Denn was soll das für ein Freund sein, der nicht in der Dir vertrauten Klein- und Vertrautheit bleibt, sondern solch ungewöhnliche, für Dich undenkbare Ideen hat?

Soetwas macht Angst!

Und wer Angst macht, ist nicht mein Freund, gell!

Du pflegst Weisheiten wie ‚Gleich und gleich gesellt sich gern‘ ohne zu merken, dass und wie sehr Du Dich damit begrenzt. Du trittst auf der Stelle und bringst Dich um neue Eindrücke und Erlebnisse und damit um wirkliches Leben …

Und Du grenzt damit aus, was Dich bereichern könnte …

Das ist der Grund, warum alle großen Menschen einsam sind und immer einsam waren.

Und warum ‚die breite Masse‘ der kleinen Menschen tumb bleibt.

 


REDE AN DEN KLEINEN MANN (2)

25. August 2012

Kleiner Mann! Kleiner Mensch!
Du ruinierst alles!
Du ruinierst in Deinem kleinen Denken alles!
Es gab Zeiten, da dachten die Menschen groß! Da dachten die Menschen in großen Zeiträumen! Da dachten die Menschen in Generationen! Da dachten die Menschen an andere!

Das alles hast Du klein gemacht!
Und damit machst Du Dich selber klein.

Touristen bewundern heute Dinge, Gegenden und Kulturen, die sie selber nicht mehr aufrechterhalten, geschweige denn schaffen.

Du, kleiner Mensch, bist so fixiert auf Dein kleines Leben und Wohlergehen, dass Dir der Blick für das Große, der Blick für andere abhanden gekommen ist.
Du siehst nur mehr Dich. Du siehst klein.
Und damit schaffst Du Kleinheit!
Und diese Kleinheit hast dann letztendlich Du und haben Deine Kinder – an die Du ohnehin nicht mehr denkst – auszubaden …

Früher gab es Omas, die die Gärten mit Blumen und Gemüse füllten, die die Fensterbretter mit Blumen behübschten, die die Straße kehrten, die die Nachbarn pflegten, die die Enkel betreuten und liebten.
Heute stecken wir sie in Heime und zahlen für die Kinderbereuung und für die Landschaftspflege.
Weder Touristen noch wir können uns erfreuen an leeren Städten, an blumenlosen Gärten und Fenstern, an kinderlosen Straßen, an Monokulturen, an Lieblosigkeit.

Wir bezahlen für Dinge die uns in Liebe geschenkt worden wären. Wir bezahlen für Betreuungen, in denen wir unsere Liebe schenken und ausbauen hätten können. Wir bezahlen für Dinge die wir weder brauchen noch wollen. Wir bezahlen dafür, dass wir in einer kalten Welt leben …

Was hast Du angerichtet, kleiner Mensch!?
Was hast Du angerichtet mit Deinem egoistischen Kleindenken?
War nicht alles einst wunderbar? Hattest Du nicht das Paradies auf Erden?
Wenn nicht, lern doch von der Natur!
Lern doch vom Großen.
Nicht von der menschlichen Kleinheit!

Kleiner Mensch, was treibst Du Dich in Niederungen herum, die Deiner nicht würdig sind?
Was machst Du etwas klein, was das Größte ist?
Was machst Du einen Gott, eine Schöpfung, der/ die Dir alles geben klein?
Warum machst Du Dich damit selber klein?

Kleiner Mensch, ich versteh Dich nicht!
Du hast alles!
Du hast alle Möglichkeiten!
Du hast alle Chancen!
Und was machst Du?

Du machst Dich klein!
Du machst andere klein!
Du machst Dein Leben klein!
Du machst anderer Leben klein …

 


REDE AN DEN KLEINEN MANN

7. August 2012

Liebe Leute, es gibt ein Buch, ein wunderbares Buch, ein selten wunderbares Buch. Ein Buch, das vielleicht so manchem die Augen öffnen könnte!
Es ist in seiner Art sehr direkt geschrieben. Es ist von einem wunderbaren, zu seiner Zeit völlig verkanntem Mann geschrieben, der seiner Zeit weit voraus war. Es stammt von Wilhelm Reich und heißt ‚REDE AN DEN KLEINEN MANN‘.

Liebe Leute, diese Art von Text ist heute nur mehr schwer lesbar. Die Ausdrucksweise klingt etwas antiquiert, und es blitzt durch, dass der Autor Probleme mit seiner damaligen Umwelt und damit mit sich hatte.
Als notorischer ’sunny boy‘ hoffe ich nicht, auch einmal so verbittert zu enden wie Dr. Reich. Ich nehme alles so wie es das Leben mir heranspült. – Auch die viele Ignoranz und Dummheit die diesem Arzt, Erfinder und Autor so sehr zu schaffen machte …

Ich versuche ebenfalls Menschen zu helfen. Wilhelm Reich ist meiner Auffassung nach zerbrochen an der Nichtannahme seiner Hilfe durch seine Mitmenschen.
Trotz aller Frustration ist Wilhelm Reichs ‚Rede an den kleinen Mann‘ eine selten offene und klaren Auseinandersetzung mit dem menschlichen Denken, mit dem Sein der ‚breiten Masse‘.

Ich verrsuche hier im blog möglichst nur postive und konstruktive Aspekte und Argumente zu bringen. Fallweise aber falle auch ich in Kritik und destruktive und damit alte Verhaltensweisen zurück. Ich bitte, mir das nachzusehen.

Andererseits habe ich auch immer wieder erlebt, dass Menschen erst auf solch negative bis angriffige Argumentationslinien ‚anspringen‘. Deshalb möchte ich in Zukunft in loser Folge Wilhelm Reichs ‚Rede an den kleinen Mann‘ sozusagen zeitgemäß fortführen (REDE AN DEN KLEINEN MANN (1)).
Ich bitte Menschen, die schon ‚weiter‘ sind, mir diese ‚Kritik- Exzesse‘ nachzusehen. Doch ich denke mir, positiven Menschen wird es kein Problem bereiten, nur das Gute herauszulesen …

Es geht in Reichs Kritik darum, dass der Durchschnittsmensch sich selber und andere runtermacht bis ruiniert und sich unmündig macht und lenken lässt. Leider hat sich bis heute kaum etwas an diesem Verhalten geändert. Ich hoffe, ich kann mit dieser Serie einigen die Augen öffnen und verletze niemanden …