Ich war mit so seltener Begeisterung dabei, als ich vor einigen Wintern auf die Idee gekommen war selber Bücher zu binden.
Meine Vortragsgäste hatten immer wieder nach Nachlesbarem/ Mitnehmbarem gefragt. Bevor ich bei Behinderten- u.ä. Werkstätten anfragte, ob sie auch Bücher binden würden, wollte ich das selber ausprobieren. Geschrieben oder aus meinen Vortrags Skripten zusammengestellt waren sie schnell.
Und es war herrlich!
Ich machte das so gerne und hatte mit den fertigen Produkten so eine Freude …
Ja, es erfreuten mich sogar die vielen kleinen Tricks auf die ich nach und nach kam und die Fortschritte die ich machte.
Als Meister-, na sagen wir lieber Gesellenstück druckte ich meine bis dahin ca. 1000 Blogbeiträge (mittlerweile sind es fast 3000) aus und band sie zu einem dicken A4- großen ‚Wälzer‘.
Damit hatte ich so eine Freude, dass es im damaligen Winter 17 weitere solcher Bände wurden; desselben Inhalts, jedoch in verschiedenen Designs.
Heute noch nehm ich mir die mir noch verblieben gerne zur Hand, dreh sie nach allen Seiten, blättere sie durch, wiege sie in der Hand … Ja, ich hab, jetzt nach Jahren noch immer eine Riesenfreude damit!
Warum ich das schreibe? Warum mir das eingefallen ist?
Weil ich diese Buchbinderei als Kind schon gelernt habe. Naja, es waren damals ‚bloß‘ Mappen, die wir in der Schule aus Kartonstücken und selbstgefertigtem buntem Kleisterpapier und Buchbinderleinen anfertigten.
Und vielleicht kennt Ihr das von der Musik oder anderem: Wirkliche Freude hat man sehr oft mit Dingen, die man in der Kindheit oder Jugend gelernt, erlebt, gemocht hat.
Und woran sich heutige Kinder einmal erfreuen werden, weiß ich absolut nicht! Keines meiner Enkel kann ‚handwerklich‘ auch nur irgendetwas! Sowohl in Kindergärten als auch in Schulen werden nur mehr – wenn es Werken überhaupt noch gibt! – fertige Bausätze zusammengesteckt. Ich finde es ist ein Trauerspiel wie Feinmotorik und Kreativität ruiniert bzw. nicht mehr gefördert werden! Wenn nur mehr konsumierende ‚Hamsterradler‘ herangezogen werden …
Ok, das werden sich vermutlich unsere Eltern auch schon gedacht haben. Denn ich hab von meinem Vater noch Laubsägearbeiten, die heute in ihrer feinen und kunstvollen Ziseliertheit fast unwirklich wirken.
Oder das Gedicht, das ich in dem alten Haus, in dem ich nun lebe, gefunden habe. Es ist mit der Hand geschrieben in einer ‚Kunstschrift‘ bei der ich mir absolut nicht erklären kann, wie mensch so schön schreiben kann. Man findet selbst mit einer starken Lupe keinen Fehler, keine Unsicherheit, keinen ‚Zitterer‘ … einfach nur unendlich perfekt und für heutiges Können einfach nur unverstellbar.
Ok, nun kennt man ja die Entwicklungen von z. B. Rubens oder Dürer bis Arnulf Rainer oder Roy Lichtenstein.
Und vermutlich all diese Generationen werden Freude daraus geschöpft haben, sich an dem früher Erlernten auch später noch zu erfreuen.
So sind meine Bedenken bezüglich der heute Kleinen sehr wahrscheinlich ohnehin unbegründet. Freuen sie sich eben vielleicht einmal über eine Revival- Ausgabe eines Uralt- Computerspiels. Hauptsache, sie freuen sich!